2021 – Côte d’Azur

Wir schreiben das Jahr 2021, Jahr 2 in Corona.

Wie eigentlich in jedem Jahr vor Corona, soll auch dieses Jahr wieder ein Männerurlaub geplant werden. Na ja, eigentlich hatte ich meinen Männerurlaub schon, eine Woche sächsische Schweiz mit einem Kumpel und seiner Speedy. https://wernerzehe.de/?page_id=1024

Aber das Wetter war nur semi toll im Juni und der Sommer 2021 war doch sehr frustrierend was das Moped fahren anging. Entweder zu heiß oder zu nass, oder ein größeres Umbauprojekt im Garten hat die Zeitressourcen weg gefressen.

Aber der Frust des Sommers muss irgendwie weg, also muss da noch eine Woche drin sein. Nur der Blick in den beruflichen Terminkalender verheißt nichts Gutes. Mitte Oktober ist noch eine Woche frei. Puh, da kann es Wetter technisch schon schwierig werden und als bekennender Warmduscher darf es gerne warm und sonnig sein beim Motorrad fahren.

Dann, es ist der 06.10.21, nach einer ausgiebigen Erforschung der Wetterlage eine Unterkunft Nähe Frejus an der Cote d Azur gebucht. Die Wettervorhersagen, soweit man denen trauen kann, sagen zweistellige Temperaturen und wenig Regen für die Region voraus. Das Vertrauen in die Wettervorhersagen ist zwar gering, aber in das gute Wetter an der Cote schon.

Am 08.10. geht es dann spät Abends los. Das Motorrad ist gut auf dem Hänger verpackt, die Vignetten sind dran geklebt und los geht es. Gemütlich den Tempomaten rein geworfen und erstmal über die Autobahn Richtung Genf. Nach einer Schlafpause im Auto und einem überschaubaren petit de Dejeuner

geht es dann früh Morgens, bei strahlendem Sonnenschein auf dieser Seite der Alpen, über Grenoble und Castellane in die Unterkunft.

Als bekennender einfach drauf los Fahrer, plane ich eher selten Routen, sondern nur grob die Richtung, gerade an der Cote, kann man da nicht viel falsch machen, wenn man sich von den größeren Städten an der Küstenstraße fern hält.

Tag 1, der 10.10. die erste Tour. Zuerst einmal bei St. Raphael ans Meer.

Hier hat unsere Clique früher öfters Camping-Urlaub gemacht, da gehört ein Besuch zum Pflichtprogramm jedes Urlaubes. Obwohl Sonntag, ist jetzt im Oktober die Küstenstraße leer im Vergleich zur Hauptsaison. Aber heute läuft hier ein Radrennen, zum Glück nicht nur auf der Straße, sondern viel Offroad, trotzdem nicht wirklich schön zu fahren, also nichts wie weg ins Hinterland.

Von Frejus aus geht es schnur stracks über kleine Straßen Richtung Norden. Am Col du Bel Home

vorbei zur Clue de Saint-Auban, eine kleine aber feine Schlucht.

Dann über den Col du Buis Richtung Osten. Die Straßen sind menschenleer, wie eigentlich alle Straßen in dieser Woche. Der Oktober ist vom Verkehrsaufkommen ein Paradies. Selbst auf den Bundesstraßen im Hinterland, sind andere Fahrzeuge ein eher seltenes Ereignis.

Die Straßen sind auch im Hinterland überraschend gut. Man merkt den fehlenden Schwerlastverkehr und die regelmäßigen Erneuerungsarbeiten.

Weiter geht es über ein Kurvengeschlängel, das einen schwindelig werden lässt am Col du Trebuchet vorbei, bis nach Entrevaux.

Leider sind in der Region um Entrevaux gerade Straßenarbeiten, sodass der üppige Einsatz von Rollsplit, dass Vergnügen doch sehr reduzierte. Wobei ich sagen muss, dass es wirklich nur ca. 60km Rollsplit auf der ganzen Strecke von weit über 2.00km hatte.

Von Entrevaux aus, ging es dann über Ubraye auf die N202 zum Lac de Castillion. Die D955 entlang des Stausees, kann ich jedem empfehlen, der schön ausgebaute Kurvenstrecken mag. Da ist es schwer die Gashand  zu zügeln um sich Zeit für die Aussichten zu nehmen.

Über Castellane

ging es dann zurück zur Ferienwohnung in Callas. Nach der Tagestour, immerhin 340km, noch ne gute Pizza im Restaurant La Grotte Italienne in Callas.

Tag 2: Heute steht eine große Tour auf dem Plan. Nach Osten zur Route des Grandes Alpes. Los geht es über die D19 und die D5 nach Caussols.

Die Sonne strahlt vom Himmel, die Straßen sind wie ausgestorben und die Temperaturen mit ca. 12 Grad jetzt am Morgen erträglich. Weiter geht es nach Bouyon

und hier über die VAR.

Nach der Überquerung der VAR, geht es (mal wieder) ein heftiges Kurvengeschlängel hoch nach Levens. Alternativ kann man auch die M2565 hier im Tal unten fahren,

ich empfehle aber, wegen der wirklich tollen Straße, die M19. Ziel beider Straßen ist Utelle. Da ich ja zur Route des Grandes Alps wollte, mein Einstieg war Saint-Sauveur-sur-Tinée, hatte ich die Wahl entweder die kurze Strecke über La Tour, oder weiter die M2565 zu fahren. Mir fehlte leider die Zeit um über die M2565 zu fahren und so entschied ich mich über La Tour zu fahren. Die Strecke sollte man aber nach aktueller Lage nur wirklich mit mindestens einer Reiseenduro wählen, die Straße ist in einem sehr erbärmlichen Zustand.

In Saint-Sauveur-sur-Tinée ging es dann auf die M30, die Routes des Grand Alpes.

Dieser phantastischen Strecke folgte ich bis Guillaumes.

Hier ging es das Tal der Var abwärts wieder zur N202. Eine sehr gut zu fahrende Straße mit einer eigenwilligen Verkehrsführung

und wunderschönen Ausblicke.

Nach gut 400km endete die Tour mit insgesamt 740km Tourkilometer, bei einem leckeren Burger.

auch im Restaurant La Grotte Italienne

Tag 3: Wie immer wenn wir an der Cote Urlaub machen, gehört auch eine Tour durch die Verdonschlucht dazu. Das stand heute auf dem Plan. Über Ampus ging es erst einmal auf die Südseite vom Lac de Sainte-Croix, und dann einmal die Schlucht hoch und wieder runter.

Welch ein entspanntes fahren im Vergleich zu dem Trubel im Sommer, wenn sich Wohnmobile und Wohnwagen fest fahren und die Fahrzeuge wie Perlen an einer Schnur sich durch die Straßen quälen. Auf der Kompletten Strecke durch die Verdonschlucht hatte ich keine 10 Autos vor mir. Thumbs up.

Zurück am Lac de Sainte-Croix ging es Nordflanke entlang ging es über den Col de l’Espinouse und N202 wieder zurück zur Ferienwohnung.

Nach dem Tag standen 1050km auf der Habenseite der gefahrenen Urlaubs  km. Heute war die Strecke relativ kurz für meine Verhältnisse mit 300km, aber die Verdonschlucht reizte zu vielen Foto-Stops und einer kurzen Wanderung.

Tag 4: Neuer Tag, wieder Sonne und ein laues Lüftchen. Biker Herz was willst du mehr? Dazu später mehr. Ich hatte schon viel vom Pas de Graille gelesen, den ich noch nie besucht hatte, also machte ich mich auf ihn zu erkunden.

Vorbei am Lac de Sainte-Croix

Valensole und Forcalquier kam ich nach Saint-Étienne-les-Orgues. Ein nettes kleines Örtchen mit einem bemerkenswerten Schild.

Leider versprach das Schild und die Beschreibungen mehr wie die Strecke halten konnte. Die Auffahrt von dieser Seite ist recht unspektakulär und eher nervig aufgrund des welligen und schlechten Fahrbahnbelages. Nicht wirklich eine Strecke die das Herz eines Motorradfahrers höher schlagen lässt. Oben angekommen war die Aussicht zwar wirklich toll:

aber die Temperaturen

(da sind wir bei dem Thema Biker Herz was willst du mehr) und der schneidende Wind trugen nicht gerade dazu bei die schlechte Strecke besser zu machen.

Von Sisteron aus, fuhr ich dann über die D951 und Bayons

nach Turriers.

Eine Strecke die die Erinnerung an den Pas de Graille, schnell wieder vergessen machte.

Über Digne-les-Baines und Castellane ging es dann wieder zurück zur Ferienwohnung, wo weitere 400km den Gesamt Streckenzähler auf 1440km erhöhten.

Tag 5: Noch immer kein schlechtes Wetter, auf die Wettervorhersage ist wirklich kein Verlass, sodass der geplante Pausentag ins Wasser fiel, und ich wieder gezwungen war Motorrad zu fahren.

Neben der Verdonschlucht gehört auch ein Besuch in Saint Tropez zu unserem Standard Repertoire eines Urlaubs an der Cote. Über Le Muy und Le Plan-de-la-Tour ging es rein nach Saint Tropez. Dort fand gerade eine Segelregatta statt,

weswegen die großen Pötte draußen bleiben mussten. Nach einem kurzen Blick auf die Preise

war dann klar, dass ist nicht meins und weiter ging es die Küstenstraße Raylo-Canadel-sur-Mer.

Von dort sollte man unbedingt die  Straße hoch zum Col du Canadel nehmen.

Über eine kurze, unspektakuläre Zwischenetappe auf der D98 bin ich auf die D41 Richtung Collobrieres eingebogen. Kurve an Kurve kratzt man hier zwischen Oliven und Kastanien bis nach Gonfaron seine Fußrasten runter.

Hier beginnt die Weinregion Südfrankreichs. Felder und leichte Hügelketten wechseln sich mit kleinen, schönen Dörfern ab. Meine Strecke führte mich am See le Caramy vorbei ins Tal der Argens, einem sehr romantischen, ursprünglichen Tal. Hier gibt es sogar noch Fischotter zu sehen.

Von dort aus ging es über gute Straßen nach Saint-Julien. Ein Ort der für den Autoverkehr gesperrt ist, da die Straßen extrem eng sind. Von dort hat man einen schönen Blick in die Umgebung.

Zurück ging es über Gréoux-les-Bains, Lac d’Esparron und Aups. Fast 400km war auch diese Tagesetappe lang, sodass nun  1.837km Gesamtstrecke auf dem Tacho standen.

Tag 6: Der letzte Tag vor der Heimreise. Heute hatte ich kein festes Ziel, einfach treiben lassen und sehen wo man raus kommt war die Devise.

Los ging es Richtung Mons

und immer weiter Richtung Osten parallel zur Küste.

In Andon

bog ich nach Norden ab, nach Saint Auban

und von dort weiter die B10 entlang zur Aiglun’s Bridge:

Über Sigale ging es wieder Richtung Entrevaux. In Puget-Théniers ging es die D16 hoch Saint-Léger.

Die 8 Straßenschilder, dass die Strecke zum Pont du Var gesperrt ist, habe ich wohl übersehen. Aber glücklicherweise ist auch die Tiger XRX für unbefestigtes Terrain nicht ganz ungeeignet, wobei ich mir auf der Strecke doch etwas gröberes Profil gewünscht hätte.

Über die N202 und Castellane

ging es dann wieder zurück in die Ferienwohnung.

Fazit:

2.123km in 6 Tagen ist schon eine Hausnummer.

Sicher jetzt nicht die übliche Genießertour. Aber ich war schon öfter in der Region, sodass ich vieles einfach kannte. Zum anderen stand für mich ganz klar das fahren an erster Stelle. Durch Corona ist das einfach zu kurz gekommen, sodass für mich bei der Tour fahren die oberste Priorität hatte. Daher bestand mein Mittagessen jeden Tag nur aus den Resten vom Frühstück. Wasser und Brot.

Das Wetter war hervorragend, lediglich in den Tallagen und den Nordhänge der Berge war es selbst Nachmittags noch ziemlich frisch. Temperaturen um die 7-8 Grad waren da keine Seltenheit.

Die Straßen waren, bis auf wenige Ausnahmen, in einem sehr guten Zustand. Nicht vergleichbar mit den Buckelpisten die es doch vielfach in Deutschland hat. Wenn dann Schilder wegen Straßenschäden stehen, sollte man diese Ernst nehmen. Allgemein muss man in der Region immer mit Dreck und Steine auf der Straße rechnen. Und wenn die Franzosen Rollsplit verwenden, dann wird da nicht gespart. War aber glücklicherweise überschaubar.

Ausgerüstet hatte ich meine Tiger für die Tour mit dem neuen Dunlop Trailmax Meridian. Ich war echt überrascht welche sicheres Gefühl der Reifen vermittelt. Bisher war ja mein Favorit der Pirelli Scorpion Trail II, aber der Dunlop ist da mindestens genau so gut, wenn nicht sogar einen Ticken besser.

Ich war auf den meisten Straßen alleine unterwegs. Im Oktober ist außerhalb der großen Städte keine Menschen Seele anzutreffen. Das ist schön zum fahren, aber man muss daran denken, dass die Einheimischen es in der Zeit auch nicht gewohnt sind, dass Gegenverkehr kommt, daher sollte man auf den schmalen Straßen immer hellwach sein.

Apropos Einheimische. Diese sind sehr kulant was die Einhaltung von Verkehrsregelungen angeht. Rote Ampeln, Einbahnstraßen, Rechtsfahrgebot und dergleichen werden da auch schon mal gerne als freundliche Empfehlung angesehen. Da muss man eine gewisse Robustheit an den Tag legen.

Wenn man wie ich plant Selbstversorger zu sein, muss man darauf achten, dass Nacht dort auch Nacht bedeutet. Sobald die Sonne untergegangen ist, ist es stock dunkel, da es kaum Industrie, Straßenbeleuchtung, etc. gibt. Dies führt auch dazu, dass schon relativ früh Tiere unterwegs sind. Ich hatte an den drei Abenden die ich unterwegs war, einmal Rehe und zweimal Wildschweine auf der Straße. Also immer Augen auf und nachts die Gashand  im Zaum halten.